Ein Haus voller Geschichte 
und Geschichten.

Das Gesamtensemble des Flächendenkmals Schloss Bärenklau wurde durch die renommierten Berliner Architekten Alfred Breslauer & Paul Salinger ca. 1928 entworfen und unter deren Ägide im Auftrag des Gubener Tuchfabrikanten Ernst C. Lehmann-Bärenklau sukzessiv in den Folgejahren erbaut. So entstand mitten in der Wirtschaftskrise am Ende der Weimarer Republik ein Landhaus mit ca. 4000 Quadratmetern Wohnfläche.

Dem Genius Loci auf der Spur.

Am 3. Mai 1926 kaufte Rittmeister a. D. Ernst C. Lehmann, damals wohnhaft auf dem Schlosse zu Beißsch, zum Preise von 450.000 Reichsmark das Gut Bärenklau. Zum Vergleich: 1926 lag das durchschnittliche Bruttoeinkommen im Jahr bei 1.640 Reichsmark. Der Grund und Boden von Gut Bärenklau hatte damals eine Größe von 703 Hektar (2814 Morgen) und eine bis in das 13. Jahrhundert zurückgehende wechselvolle Geschichte und Tradition. Schon am Tage nach dem Kauf wurde das Gut in eine geregelte landwirtschaftliche Bewirtschaftung genommen, und Lehmann, Besitzer der bedeutendsten Gubener Tuchfabrik Carl Lehmanns Witwe & Sohn, ließ sich in den Jahren 1928-1930 in Bärenklau einen Landsitz bauen und nahm dort seinen ständigen Wohnsitz. Nach seinem Tod im Jahr 1940 wurde sein einziger Sohn Peter Eigentümer von Bärenklau.

Der Architekt Alfred Breslauer. Vertreter einer traditionellen Moderne.

Alfred Breslauer, geboren 1866 in Berlin und Schüler von Alfred Messel, prägte die Architektur des Kaiserreichs mit historischen Stilen. 1901 gründete er zusammen mit Paul Salinger ein Architekturbüro. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierten sie sich auf exklusive Villen wie Schloss Bärenklau. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden sie wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Breslauer floh 1939 in die Schweiz, während Salinger 1942 ermordet wurde. Eine Gedenkplakette am Schloss erinnert an ihr Schicksal.

Prunkvolle Räume.

Alfred Breslauer und Paul Salinger gestalteten nicht nur die Architektur, sondern auch das Interieur ihrer Projekte, wobei sie private Kunstsammlungen und historische Baustoffe integrierten. Schloss Bärenklau, das moderne Technik und historische Pracht vereinte, überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet. In der DDR wurde die opulente Innenausstattung durch eine sozialistische Ästhetik ersetzt, doch das Schloss bewahrte seinen Glanz, insbesondere als Erholungsheim „Georgi Dimitroff“.

Erinnerungsort.

Ernst C. Lehmann, ein 1880 geborener Rittergutbesitzer und ehemaliger Ulan, fiel 1940 im Krieg. Sein Sohn Peter ließ die Arbeiten an der von Breslauer entworfenen Familienkapelle fortsetzen, die jeden Tag zur Erinnerung an ihn läuten sollte. Im Februar 1945 wurden die Arbeiten eingestellt, als Peter vor der heranrückenden Roten Armee floh. Nach dem Krieg wurde das Gut enteignet und 1946 dem FDGB übergeben. Es eröffnete 1947 als Erholungsheim „Georgi Dimitroff“ und später als FDGB-Genesungsheim. 1991 wurde das Heim aufgelöst und das Schloss privat verkauft. Seit 2021 wird es teils privat genutzt und als Sitz der Schloss Bärenklau GbR betrieben. Das Schloss bleibt ein wichtiger Erinnerungsort für die Region.