Thomas Brasch: Zwischen Ost und West – Eine literarische Annäherung

12. Oktober 2025

Thomas Brasch (1945–2001) zählt zu den bedeutenden Dichtern und Theaterkünstlern, deren Werk trotz seiner Relevanz heute oft übersehen wird. Seine Texte spiegeln die tiefgreifenden Spannungen wider, die eine künstlerische Existenz zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) prägten. Brasch sah in beiden Systemen Formen der Unterdrückung, die sich gegenseitig entsprachen: die Einschränkung künstlerischer Freiheit im kapitalistischen Westen und die autoritäre Kontrolle im sozialistischen Osten.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wandte sich Brasch verstärkt der kritischen Reflexion über die Rolle der Literatur in einer sich wandelnden Gesellschaft zu. Insbesondere die aufkommende Postmoderne stellte für ihn eine Herausforderung dar, die er in seinen Werken literarisch verarbeitete. Seine Gedichte über Babel, Brecht und Christa Wolf dienen dabei als wichtige Bezugspunkte, um seinen persönlichen Ost-West-Konflikt und seine literarische Position zu verstehen.

Als langjähriger Lebensgefährte der Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach war Brasch eng mit der Theaterwelt verbunden. Seine Arbeit am Berliner Ensemble und anderen Bühnen zeichnete sich durch die Entwicklung gesellschaftskritischer Gegenentwürfe aus. Für ihn war die Bühne stets ein Raum des Experiments, in dem gesellschaftliche und politische Fragen verhandelt wurden.

Der Vortrag von Dr. Thomas Schröder, promovierter Germanist und Antiquar, widmet sich dieser facettenreichen Persönlichkeit und ihrem Werk. Ziel ist es, Braschs literarisches Schaffen und seine biografischen Erfahrungen im Spannungsfeld zweier deutscher Staaten nachvollziehbar zu machen und seine Bedeutung für die deutschsprachige Literatur neu zu beleuchten.